Die Alpen sind immer eine Reise wert…

So oder so ähnlich lauten unsere Kommentare als es an die Reiseplanung für den Sommer geht. Seit unserer Rückkehr aus Marokko zu Beginn der Corona-Pandemie haben wir wieder die kurzen Reisen mit unserem VW-Bus schätzen gelernt. Mehrmals war ich zum Gleitschirmfliegen in diesem Frühjahr schon in den Alpen unterwegs. Leider tat sich auch im Sommer aus beruflichen Gründen kein größeres Zeitfenster als ein normaler Jahresurlaub auf. So entscheiden wir uns auch den Sommer mit den Kindern im Bus zu verbringen. Bei einer meiner Kurztrips kam dann auch die Idee nach einer erneuten Reise mit den Kindern in die Alpen. Wir hatten die Möglichkeit eine Woche kreuz und quer durch die Alpen zu reisen um dann noch eine Woche Familienurlaub in Tirol dranzuhängen. 

Noch vor ein paar Jahren hätten mich keine 10 Pferde für eine Woche auf einen Campingplatz gebracht. ICH? Eine Woche an einem Ort? Niemals! Dann auch noch mit hunderten anderen auf einem piefigen Campingplatz? No way!

So war Ulrike ordentlich verwundert, dass dieser Vorschlag ausgerechnet von mir kam.

Also der grobe Plan stand!

Unsere erste Etappe führte uns wie schon so oft in diesem Jahr in Richtung Rosenheim. Kurz dahinter in einem kleinen Ort kennen wir einen Parkplatz auf dem am ungestört und auch nicht störend eine Nacht verbringen kann. Auf Grund des Sommerreiseverkehrs ist es schon spät als wir am Fuße des Sammerbergs ankommen. Mit Müh und Not finden wir noch einen Biergarten in dem wir noch ein schnelles Abendessen bekommen. 

Am nächsten morgen wollen wir früh weiter. Unser eigentlich erstes Etappenziel lautet nämlich Stubaital. Dort ganz am Ende des Tals an der Talstation der Gletscherbahn beginnt der Aufstieg auf die Dresdner Hütte. Die Dresdner Hütte ist eine Schutzhütte der Sektion Dresden im Deutschen Alpenverein. Da ich als gebürtiger Saarländer bereits auf der Saarbrücker Hütte und als Wahlberliner auf der Berliner Hütte war, war es nur logisch, dass Ulrike als gebürtige Dresdnerin auch mal auf die Dresdner Hütte muss.

Leider haben wir uns für einen Aufstieg einen der heißesten Tage des Jahres ausgesucht. Mit 34°C im Tal machen wir uns auf den Weg. Ohne Schatten geht es lange über einen eintönigen Forstweg den Berg hoch. Erst im letzten Drittel können wir den Forstweg verlassen und einen schönen teils ausgesetzten Bergweg nehmen. Nach 20 min Kraxelei sind wir auch schon an einer Scharte angekommen die den Übergang zum Stubaier Gletscherskigebiet markiert. Es ist einfach nur schockierend im Sommer in ein solches Skigebiet zu kommen. Am Berg sehen wir große Bagger die die Pisten für die kommende Saison vorbereiten. Von dem einstmals mächtigen 

Gletscher ist nicht mehr viel zu sehen. Hier kann wirklich niemand mehr den Klimawandel leugnen.

Man hat das Gefühl als würde man in einem ehemaligen Tagebau in der Lausitz stehen. Dieses Gefühl der planmäßigen Zerstörung unserer Alpen wird uns auf dieser Reise noch öfter begegnen. Overtourism ist das Schlagwort. Für den Massentourismus im Winter und dem damit verbundenen Kommerz wird die Natur geopfert. Ganze Bergflanken werden abgetragen um die Neigung der Pisten zu beeinflussen. Gletscherspalten werden zusammengeschoben um den Gletscher befahrbar zu machen. Mit der Geldgier der großen Bergbahnbetreiber und den unzähligen Skifahrern für die nur Pistenkilometer zählen zerstören wir systematisch das, weshalb wir in die Berge kommen. Dieser Besuch hat mir wieder vor Augen geführt dass ich in Zukunft nicht mehr die großen Skigebiete der Alpen besuchen werde! Schon seit einer Alpenüberquerung und dem durchwandern des Skigebiets von Sölden habe ich mit Skiurlaub in den großen Skigebieten abgeschlossen. Von dem immensen Energieverbrauch für die Beschneiung solcher Gebiete ganz zu schweigen!

Jetzt aber wieder zurück zum Thema. 

Wir erreichen nach 3h die Dresdner Hütte und verbringen einen schönen ruhigen Abend in der Bergwelt der Stubaier Gletscher. Nach einer erholsamen Nacht dank Zweibettzimmer statt Lagerplatz geht es am nächsten Vormittag wieder runter ins Tal. Während den zwei Stunden Abstieg haben wir genügend Zeit Pläne für die weitere Reise zu schmiegen. Unsere Überlegung den Rest des Tages zum Gleitschirmfliegen zu nutzen wird von der Wettervorhersage durchkreuzt. Für den Nachmittag sind starke Gewitter und eine nahende Kaltfront vorhergesagt.

So entscheiden wir uns für eine Weiterreise Richtung Westen. Vorbei an Innsbruck geht es durch das Inntal bis zum Arlbergpass. Unser heutiges Ziel ist ein kleiner Campingplatz in Andelsbuch. Andelsbuch ist auch als schönes Fluggebiet bekannt. Somit besteht noch Hoffnung am folgenden Tag in die Luft zu kommen. Leider ist der kleine, wirklich schöne Campingplatz überfüllt. Nach einem erneuten Wettercheck und der Aussicht auf wenig fliegbares Wetter am Folgetag entscheiden wir uns weiter an den Bodensee zu fahren und die Option auf ein Bad im See zu haben.

Als wir am späten Nachmittag am Bodensee bei Bregenz ankommen zieht gerade ein heftiges Gewitter auf, so dass es mit dem Bad im See nichts wird. Als es immer ungemütlicher wird entscheiden wir uns, uns in den Bus zurückzuziehen und so den Abend ausklingen zu lassen. Gerade als wir uns ins Bett zurückgezogen haben werden wir von einem unglaublich lauten Donnergrollen und einem hellen Lichtschein aufgeschreckt. Am nächsten Morgen finden wir die Spuren des Blitzeinschlags vom Vortag. Ein großer Baum, noch keine 10m von uns entfernt hat es erwischt und wurde gespalten. Unglaublich diese Naturgewalt.

Nach einem morgendlichen Bad im Bodensee geht es weiter zu unserem nächsten Etappenziel. Dieses lautet Bad Waldsee mit dem dortigen Erwin Hymer Museum. Wer sich für das Reisen im Camper interessiert sollte dieses wirklich toll aufgearbeitet Museum besichtigen. Von den ersten Wohnwagen, inspiriert von Zirkuswagen bis zu heutigen Luxuswohnmobilen ist die ganze Bandbreite ausgestellt.

Unser Mittelfristiges Ziel ist nach einem Stop in Straßburg in wenigen Tagen meine alte Heimat im Saarland. Somit suchen wir nach einem weiteren Etappenstopp auf dem Weg nach Straßburg. Dabei werden wir rein zufällig auf einen Naturisten-Campingplatz im Dreiländereck aufmerksam. Da wir beide bekennende Naturisten sind braucht es keine Überzeugungsarbeit um diesen Campingplatz als Endpunkt für die nächste Etappe zu setzen. Nach einer Nacht mit leckerem Abendessen im Restaurant und einem Bad im See geht es dann am nächsten morgen wieder bekleidet weiter. Heute ist der letzte Tag an dem wir zu zweit unterwegs sind. 

In Straßburg wird Ulrikes Tochter eingesammelt und gleich darauf im Saarland dann meine Tochter. Somit hat sich unsere Reisgruppe binnen eines Tages verdoppelt!

Ab jetzt beginnt der bereits bei der Einleitung angesprochene Familienurlaub im ganz traditionellen Stil. Noch immer hat Ulrike bedenken ob man mich Nomaden für eine Woche an einen festen Platz binden kann. Doch die Infrastruktur unseres neuen Nachtplatzes in Kössen in Tirol ist für solch eine Reisegruppe nahezu perfekt. Mit einem Camp eigenen Pool, direktem Anschluss an die Bergbahnen und einem fußläufig entfernten Gleitschirm-Landeplatz ist für die unterschiedlichsten Bedürfnisse dieser gemischten Reisegruppe gesorgt.

Es ist schon später Nachmittag als wir den Campingplatz erreichen. Bei einem meiner vorherigen Aufenthalte habe ich einen Stellplatz am Rande des Campingplatzes reserviert. Schon nach kurzer Zeit steht fest dass die Entscheidung die richtige war. Am Rande stehen wir fast ungestört am großen Feld. Die Kinder schlüpfen sofort in die Badesachen und sind erstmal nicht mehr gesehen. Auch bei meinem Check des Flugwetters für den nächsten Tag wird mein Lachen immer breiter. Trotz der nun schon lange anhaltenden hohen Temperaturen soll es morgen nicht nur fliegbar sonder auch thermisch aktiv sein. Den Abend lassen wir mit wirklich empfehlenswertem Schweinebraten und Kaiserschmarn im platzeigenen Restaurant ausklingen.

Der nächste Tag steht wieder im Zeichen des Gleitschirmsports. Gegen mittag machen wir uns zu  viert auf den Weg auf den Berg. Oben angekommen bestätigt sich die Vorhersage des Vortags. Schon etliche Schirme drehen in der Hausthermik auf. So entscheide auch ich mich zu starten und Ulrike wird mit unseren Töchtern die Bahn zurück ins Tal nehmen um mich am Landeplatz wieder in Empfang zu nehmen.    

Nach einem tollen einstündigen Flug werden ich am Landeplatz von den drei Mädels schon begrüßt. Als der Schirm wieder verpackt ist nehmen wir an der zum Landeplatz gehörenden Fliegerbar noch ein Mittagessen ein. Während dem Mittagessen fällt von Ulrike das erste Mal die Frage an die Mädels ob sie auch mal fliegen möchten. Zur großen Überraschung wird das von beiden sofort bejaht. Na dann schauen wir mal was die nächsten Tage so geht!

Neben Bergwandern und baden im See gehe ich die nächsten Tage zwischendurch immer wieder fliegen. Als wir zwei Tandempiloten aus Kössen kennenlernen sind die Mädels gleich Feuer und Flamme und wir vereinbaren einen Termin mit den Beiden. Am vorletzten Tag ist es dann soweit. Unser beiden Töchter dürfen zum ersten Mal unterm Gleitschirm den Boden unter den Füßen verlieren.

Dieser Tag sollte für beide das Highlight der Reise werden. Vor allem Feline ist seit dem Flug so angefixt dass es fast kein anderes Thema mehr gibt.

Zum Abschluss besuchen wir noch die Bergwelt rund um den Hartkaiser bei Elmau mit einem tollen Blick auf den Wilden Kaiser. Auch hier, wieder ein großes Skigebiet, überkommen uns die gleichen Eindrücke wie zu Beginn unserer Reise an der Dresdner Hütte. Leider überschatten diese Eindrücke etwas die tollen Erlebnisse in den Bergen. Aber auch wir könne uns nicht frei machen dafür mitverantwortlich zu sein. Auch wir sind Bergtouristen, Schneeschuhwanderer, Skifahrer. Aber auf jeden Fall werde ich besonders beim Skitourismus in Zukunft wie auch schon in anderen Bereichen verstärkt auf Natur- und Klimaschutz achten. Vielleicht bleibt der Camper auch im nächsten Jahr mal länger im Alpenraum und die Transitstrecken werden mit der Bahn zurückgelegt! Wir können nicht das zerstören weswegen wir kommen!

Darauf ein Servus und pfiat di